Home ] Nach oben ]

 

Blattpflanzen

Blütenpflanzen

Fruchtpflanzen

Wurzelpflanzen

Arbeitskalender

Präparate

Heilpflanzen

Stichwortverzeichnis

Bücherliste

Links

Tabellen

Kontakt

Wortspielereien

 

Speierling

Sorbus domestica


Der Speierling war in Deutschland in seiner Existenz bedroht, da die natürliche Verjüngung nicht mehr ausreichend stattfindet. Ab 1980 rasch zunehmende Nachzuchtbemühungen der deutschen Forstlichen Versuchsanstalten und einiger Baumschulen sowie die Wahl der Baumart zum „Baum des Jahres 1993“ leiteten eine wirksame Wiederbegründung ein.

Da der Speierling mit seinem extrem ausgeprägten Lichtbedürfnis in der Konkurrenz mit nahezu allen anderen Baumarten unterlegen ist, kommen für Anpflanzungen weniger der Waldbestand sondern mehr die Waldränder und der solitäre Einzelstand in Betracht. Hier im Freistand entwickelt der Baum bis 20 m breite Kronen, wird 15 bis 18 m hoch, ist gesund, mit einem Alter von über 150 Jahren ausgesprochen langlebig und erfreut im Herbst durch seine zahlreichen, leuchtend gelbroten Früchte und die gelbe Laubfärbung..

Die Früchte werden als Zusatz zum Äpfelwein genommen und ergeben dann den begehrten Speierlings-Äpfelwein. Man verwendet sie zum Brennen eines sehr guten Obstlers und auch für Marmeladen, Muse oder in Alkohol eingelegte Speierlings-Spezialitäten. In Italien werden die Früchte als Frischobst auf den Märkten (z.B. in Turin, Bologna oder Mailand) angeboten.


 

Standorte zur Speierlingspflanzung

In Deutschland liegen die sog. „natürlichen“ Verbreitungsgebiete vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Nördlich der norddeutschen Mittelgebirge kommt er von Natur aus nicht mehr vor.

Der Speierling gedeiht im „Weinbauklima“ auf eher trockenen und wechseltrockenen, nährstoffreichen Standorten. Er meidet staufeuchte und arme Böden. Die Baumart gedeiht auf einem breiten Spektrum von Standorten als Solitär, also als einzeln stehender Baum. In Parks und Obstgärten gibt es nur wenige Einschränkungen: Die Art braucht viel Platz (20 x 20 m), und meidet sandige oder feuchte Standorte.

Fast alle Waldstandorte, auf denen die Elsbeere (Sorbus torminalis) vorkommt, sind auch für die ganz nah verwandte Art Speierling geeignet. Falls Pflanzungen im Wald geplant werden, sollte unbedingt das zuständige Forstamt beratend zugezogen werden.


 

Beschaffung von Pflanzen und deren Beschaffenheit

In den auf die Speierlingsnachzucht spezialisierten Baumschulen (Bezugsquellen am Ende des Blattes) wird Saatgut von gutwüchsigen und vitalen Mutterbäumen verwendet. In einer Reihe von forstlichen Versuchsanlagen der deutschen Bundesländer wird die Eignung verschiedener Mutterbäume für die Nachzucht überprüft. Demnächst wird auch Saatgut aus diesen Anlagen an Bedeutung gewinnen. Dabei haben sich jetzt bereits die Anzuchtziele für den Einsatz im forstlichen Bereich und im Obstbau getrennt.

Da immer wieder Verwechslungen der Sorbus-Arten in weniger erfahrenen Baumschulen vorkommen, achte man auf die kahlen, etwas klebrigen, grünbraunen Knospen des Speierlings, die sich deutlich von den schwarzbraunen, behaarten der Vogelbeere oder Eberesche unterscheiden.

Speierlingssämlinge erreichen im ersten Jahr (vom März bis zum Herbst) Höhen von 60 bis 120 cm. Am besten kauft man Speierlingssämlinge als Containerpflanzen mit einem kleinen Ballen.

Vor allem ältere Bäume, die „Speierlingsheister“ und „Hochstämme“, sollten unbedingt mit Ballen gepflanzt werden um das Anwachsen zu sichern.

Kleine, schwache und kränklich aussehende Pflanzen sollte man nicht nehmen. Sie können an Pilzkrankheiten leiden, erholen sich nur selten und gehen später oft ein.

Nur ein kleiner Kreis von Baumschulen bemüht sich erfolgreich um die Anzucht. Generell wird geraten, die wenigen benötigten Pflanzen oder Heister bei einer der spezialisierten Baumschulen zu kaufen. Wer dennoch aus selbst gesammelten Früchten und den darin enthaltenen Samen Speierlingspflanzen erziehen möchte, braucht ein spezielles Fachwissen. Zu dem Buch „Der Speierling“ findet sich am Ende der Seite ein Hinweis.


 

Will man keine Bäume mit hoch angesetzten, großen Kronen haben, sondern zielt auf die Obstgewinnung ab, sollte man veredelte bzw. gepfropfte Pflanzen von den Sorten bevorzugen, die früh und reich fruktifizieren und vor allem klein bleiben (z.B. von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veits-höchheim). Ein Formschnitt wie bei Obstbaumarten ist dann ggf. erforderlich. Die zu entfernenden Äste sollte man nicht stärker als daumendick werden lassen und im Juni oberhalb des Ansatzwulstes abschneiden. Eine flache Aststellung bringt weniger Triebwachstum und eine stärkere Fruchtbildung durch bessere Belichtung.

Bei solitär stehenden Speierlingen in Parks und großen Gärten kann ein Erziehungsschnitt in den ersten 5 Jahren wie bei Obstgehölzen durchgeführt werden.

Bei den im Wald stehenden Speierlingen werden Ästungsmaßnahmen nicht empfohlen.


 

Pflanztechnik bei Speierlingen

Diese Hinweise gelten - wie das ganze Merkblatt - für eine gärtnerische Pflanzung einzelner Exemplare. Für den forstlichen Bereich gelten andere Ziele hinsichtlich der „Sorten“, deren Wachstum und der zugehörigen Pflanzmethoden sowie der Pflege.

Die Herbstpflanzung wird bei jungen Speierlingen be-vorzugt. Durch die Winterfeuchte hat die Pflanze einen besseren Bodenschluß. Da die Wurzelaktivität schon Anfang März beginnt, haben die Pflanzen einen besseren Start im Frühjahr. Bei einer Frühjahrspflanzung ist gutes Angießen bzw. Einschlämmen wichtig.

Bei trockenen Wetterlagen des ersten und ggf. auch des zweiten Standsommers sollten die Pflanzen wiederholt gegossen werden. Danach, also von dritten Standjahr an, sind Speierlinge vergleichsweise unempfindlich gegen Trockenheit.

Bei Containerpflanzen ist man nicht so streng an die Pflanzzeiten gebunden, die bei wurzelnackten Pflanzen einzuhalten sind. Vor dem Pflanzen werden die Container abgenommen, nur bei Jungpflanzen werden die kleinen, bereits durchwurzelten Jiffy-Torftöpfe mit eingepflanzt. Da die von dem Containerballen ausgehende Durchwurzelung des angrenzenden Erdreichs einige Zeit erfordert, sollte in Dürrezeiten nach der Pflanzung mehrfach gegossen werden.


 

Generell werden Speierlinge sorgfältig und „gärtnerisch“ gepflanzt und danach das Erdreich gut gewässert. Unter gärtnerischer Pflanzung wird das Ausheben eines Pflanzloches in der Größe des dreifachen Ballendurchmessers und das Verfüllen mit Komposterde verstanden.

Bei einem starken Mäusebesatz ist ggf. von Pflanzungen abzusehen, sofern keine Kunststoffmanschetten am Wurzelansatz angebracht werden. Gute, aber nicht gesicherte Erfahrungen liegen zur Verwendung von eingegrabenen „Körben“ aus feinem Hühnerdraht vor, in die dann die Pflanze gesetzt wird. Als Hühnerdraht wird oft der verzinkte Maschendraht mit einer Maschenweite von maximal 11 mm bezeichnet.

In diese etwa 30 x 40 cm großen Körbe, die bis zum Stammfuß geschlossen sind, kommt der Wurzelballen des kleinen Baumes und kann von unterirdisch fressenden Mäusen nicht mehr erreicht werden. Da diese Technik sehr aufwändig ist und nicht vollständig sichert, wird sie auf Ausnahmen beschränkt bleiben.

Wurzel- und Pflanzschnitte sollten bei jungen Speierlingen nicht durchgeführt werden.


 

Schutzmaßnahmen und Pflege

Gute Speierlinge sind anfangs raschwüchsig und brauchen unbedingt einen stützenden Pfahl oder Bambusstab für den noch schwachen, schwankenden Trieb. Wildschutzspiralen sind ebenfalls geeignet.

Speierlinge sind sehr verbißgefährdet. Zur Abwehr gegen den Wildverbiß werden 1 m hohe und etwa 30-40 cm weite „Drahthosen“ am Pfahl befestigt. Drahthosen sind Röhren aus feinem Maschendraht (auch als Hühnerdraht oder Kaninchendraht bekannt), die Tiere fernhalten. Gegen Weidevieh und Rotwild müssen 2 m hoher Draht und 4 Pfähle für die im Durchmesser 1 m starke Drahthose genommen werden. Die Pfähle werden dabei am oberen Ende durch Hölzer fest verbunden um dem Gestell genügenden Halt zu geben. Ungeeignetes, zu hartes oder zu fest oder zu locker sitzendes Bindematerial kann Eintrittsstellen für Pilze verursachen. Chemische Schutzmaßnahmen werden außer bei der Pflanzenanzucht nicht empfohlen.

Für starke Pflanzen in Freilage nimmt man weiße Wuchshüllen, die gleichzeitig gegen den Verbiß schützen. Sie haben eigene, stabile, 150 cm lange und

1 cm starke Haltestäbe aus Baustahl, daher kann hier auf Pfähle verzichtet werden. Die Wuchshüllen müssen 5-10 cm hoch sorgfältig angehäufelt werden, um das Eindringen von Mäusen und starken Luftdurchzug zu verhindern. Der scharfe Oberrand soll durch Einschneiden der Außenkanten beweglich gemacht werden, um die Gefahr des Abscheuerns der durchwachsenen Pflanzen zu verhindern. Wuchshüllen müssen unbedingt regelmäßig kontrolliert werden und so lange stehen bleiben, bis die Jungpflanze eine Krone oberhalb der Wuchshülle gebildet hat und keine Stütze mehr benötigt. Guten Ergebnissen durch Einsatz von Wuchshüllen stehen auch weniger gute Erfahrungen durch Überhitzungen entgegen.

Es ist auf weiches, richtig sitzendes Bindematerial bei der Sicherung der Stämmchen hinzuweisen. Hartes, zu fest oder zu locker sitzendes Material kann die Rinde beschädigen und Eintrittsstellen für Pilzerkrankungen verursachen.

Neben den Mäusen und dem Wildverbiß sind auch Sträucher, sofern sie die jungen Speierlinge bedrängen, als Konkurrenz zu beachten und ggf. zu entfernen oder zurückzuschneiden.

 

Dieses Merkblatt zur Pflanzung von Speierlingen wurde im Jahr 2003 vom „F ö r d e r k r ei s S p e i e r l i n g“

herausgegeben. Es kann auch als Druckvorlage verwendet werden. Nachdruck und Wiedergabe sind gestattet, wenn auf die Quelle verwiesen wird.

Buchhinweis: Der Speierling.

W. Kausch-Blecken v. Schmeling, 2000. Eigenverlag, 32 €. D-37120 Bovenden, Liegnitzer Str. 17, Fax 0551 8205597. www.corminaria.de.

                           

 

Falls sie sich näher für den Speierling interessieren, können wir Ihnen dieses Buch von W. Kausch-Blecken von Schmeling sehr empfehlen.