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Haferwurz(el)auch: Weißwurzel, Hafermaukel, Milch- oder Markwurz, Austernpflanze, Artifi; verwandt mit Wiesenbocksbart und Schwarzwurzel Tragopodon porrifolius Korbblütler Eigenschaften: zweijähriges, lila blühendes, absolut frosthartes Wurzelgemüse. Standort: möglichst nährstoffreiche, lockere, tiefgründige Böden. Frische Düngung führt dazu, dass sich die Wurzeln gabeln und einen erdigen Geschmack entwickeln. Der Boden darf nicht sauer sein, am besten sind neutrale bis leicht alkalische Standorte. Anbau: III-IV direkt, später vereinzeln auf 15cm; im ersten Jahr wird eine kräftige Blattrosette mit schmalen, bis 40cm langen Blättern gebildet, ähnlich wie bei der Schwarzwurzelpflanze. Die schlanken Wurzeln werden bis zu 30cm lang. Die Ernte erfolgt ab Oktober. Die Wurzeln kann man im Herbst im Keller einsanden oder in einer Erdmiete lagern oder noch besser im Boden belassen und nur bei Bedarf frisch ernten. Sie können bis zum Sprossen der Pflanze im zweiten Jahr geerntet werden. Sobald der Haferwurz blüht, werden die Wurzeln holzig. Sehr zeitig im zweiten Jahr entwickelt die Pflanze einen langen Blütenstengel. Die hübschen, duftenden lila Blüten entwickeln sich von Juni bis August. Sie bleiben nur vormittags geöffnet. Die reifen Samenstände ähneln den "Pusteblumen" des Löwenzahns. Verwendung: Essbar sind vor allem die außen gelblichen, innen weißlichen 15-30cm langen Wurzeln. Im zeitigen Frühjahr des zweiten Jahres bieten aber auch die jungen Blätter und Stengel, die als Rohkost genossen oder wie Spargel zubereitet werden können, wichtige Vitamine. Die Zubereitung der Wurzeln erfolgt wie bei Spargel oder Schwarzwurzeln. Sie müssen jedoch nicht geschält werden, gründliches Putzen genügt. Auch die noch nicht geöffneten Blüten können wie Gemüse gedünstet werden. Achtung: Die Blätter färben die Hände rötlich. Die Farbe lässt sich aber mit Wasser leicht abwaschen. Manche Menschen erinnert der Geschmack der Haferwurzel an Austern, deshalb wird sie häufig in Suppen püriert oder als Gemüsebeilage zu Fisch serviert. Man kann ebenso gekochte Haferwurzeln mit Zitronensaft und Petersilie marinieren oder mit Mayonnaise als Vorspeise servieren. Oder man überzieht das Haferwurzgemüse mit leichter weißer Sauce, würzt und bestreut es mit gehackter Petersilie. Die geröstete Wurzel kann auch als Kaffee-Ersatz dienen. Geschichte: Die Wildform der Haferwurzel kommt in Griechenland, Dalmatien, Italien, Algerien und Marokko vor, verwildert auch in Westfrankreich. Die Haferwurzel wurde bereits im Altertum von den Griechen und Römern kultiviert und von vielen klassischen Autoren als Gemüse beschrieben. In zahlreichen Kräuterbüchern der Renaissance wird die Haferwurzel als Gemüse erwähnt, was auf eine größere Kultur im 15. und 16. Jahrhundert hinweist. Albertus Magnus nennt sie "oculi porci". Vielleicht wurde sie vielerorts nicht kultiviert, sondern nur wild gesammelt. Laut Hieronymus Bock ("Kräuterbuch" 1546) wurden die zarten Wurzeln der Haferwurzel als Salat verwendet, während die süßen Wurzeln des wilden Wiesenbocksbarts von den Kindern gegessen wurden. Im 16. Jahrhundert wurde die Haferwurzel als neues Gemüse in Mittelfrankreich kultiviert. Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde sie unter dem Namen "Sassefrica" als Gemüse in Italien gehandelt. In Deutschland wurde sie noch Anfang des 20. Jahrhunderts in kleinem Umfang angebaut; auch in Böhmen in der Nähe von Prag und in der Schweiz bei Schaffhausen, Zofingen und Lugano fanden sich damals noch kleinere Kulturen. Sie ist heute nur noch in Großbritannien als Gemüsepflanze verbreitet und wird gelegentlich als "vegetable oyster" (Gemüse-Auster) bezeichnet. Noch Anfang des 19. Jh. wurde sie zusammen mit der Schwarzwurzel als Leckerbissen gepriesen und als hervorragende Kranken- und Diätkost empfohlen. Inhaltstoffe: Die Haferwurz enthält etwa 1% Eiweiß, rund 0,5% Fett und 16% Kohlenhydrate, daneben Carotin, Vitamin B1 und B2, Nicotinamid und Vitamin C. Als Korbblütler enthält sie das Kohlenhydrat Inulin, das sich besonders für Diabetiker eignet. Dank ihrem hohen Schleimgehalt ist sie für Magenkranke vorteilhaft. Küchentip: Falls man die Haferwurz vorm Kochen schälen möchte, sollte man folgende Tips beherzigen. Das Fleisch der Haferwurzel birgt zahlreiche Milchröhren, die beim Putzen der Wurzeln einen gelblich weißen kautschukhaltigen Milchsaft ausscheiden, der sich und die Haut rotbraun färbt. Deshalb schält man sie am besten unter fließendem Wasser und legt sie sofort in eine Schale mit Essigwasser. Wenn man die geschnittenen Haferwurzeln anschließend in Wasser mit Salz und Mehl (2l kaltes Wasser mit 20g Mehl, Salz und Zitronensaft verrühren) weich kocht, im Kochsud erkalten lässt und dann erst herausnimmt, behalten sie ihre weiße Farbe, auch wenn sie erst später weiterverarbeitet werden. Falls sich die Hände rotbraun färben, kann man sie mit Essigwasser reinigen. Die Haferwurzeln können aber auch erst nach dem Kochen geschält werden! Gartentip: Da die Pflanze langsam wächst, eignen sich Radieschen, Gartenkresse und kleine Salate als Zwischensaat ansonsten ist es vorteilhaft, den Boden mit Stroh oder trockenem Rasenschnitt zu mulchen.
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