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Weinraute

auch: Gartenraute

Ruta graveolens


alte Heil- und Gewürzstaude, ungewöhnliches Aroma, besonders für Fleisch- und Bohnengerichte. Etwa 50 cm hoch, kleine, rundliche Blätter und gelbe Blüten.

s V-VII

Sowohl Leonardo da Vinci als auch Michelangelo erklärten, ihr Augenlicht und ihre schöpferische Vision seien dank der metaphysischen Kräfte der Gartenraute verbessert worden. Man pflegte vor der Messe das Weihwasser mit Rautenzweigen zu bestreuen, und sie war ein wichtiges Streukraut und Antipestmittel. Diebe, die Pestopfer beraubten, schützten sich mit dem "Essig der vier Diebe", in dem Gartenraute enthalten war. Sie war auch ein Bestandteil des griechischen mithridate, einem Mittel gegen alle Arten von Gift.

Nichts für Empfindliche

Seltener kultiviert: die Weinraute

Die Raute, Ruta graveolens (= stark duftend), auch Augen- oder Weinraute genannt, entstammt vermutlich den östlichen Mittelmeerländern. Römer haben sie von dort eingeführt, Benediktiner über die Alpen gebracht. Die Duft-, Heil-, Würz- und Zierpflanze wächst halbstrauchig und gehört zu den Rautengewächsen (bekannt ist uns diese Familie z.B. durch den Brennenden Busch Dictamnus und Skimmia). Aus einem kräftigen, verzweigten Wurzelstock wachsen 50 bis 80 Zentimeter lange Triebe, die sich stark verzweigen und am Grunde verholzen.

Ätherische Öle
Die derben, wintergrünen Blätter sind durch zahlreiche Öldrüsen wie punktiert. Empfindliche Personen können sich durch ausströmendes ätherisches Öl Hautentzündungen zuziehen. Im Juni und Juli erscheinen an den Triebenden zwei Zentimeter große, grünlich gelbe Blüten in Trugdolden, die von der Schwebfliege beflogen werden. Ätherische Öle, Rutin und andere Inhaltsstoffe verleihen der Pflanze starken Duft und bitteren Geschmack.

Kultur
Allgemein angebaut wird die stark aromatische, großblättrige Unterart hortensis, die etwas Winterschutz braucht. Sie gilt als ziemlich anspruchslos und hat als Zierpflanze wie ›Jackmans Blue‹ für Steingärten Bedeutung. Die Würzkraft entwickelt sich am besten an warmen, sonnigen, windgeschützten Stellen auf leichterem, humosen, kalk- und nährstoffreichem Boden. Die Pflanzstellen tief bearbeiten, schwere Böden mit Flusssand auflockern, leichte mit reichlich Komposterde und Rindenhumus versorgen. Meist werden nur wenige Pflanzen gebraucht, die man am besten kauft.
Die Anzucht aus frischem Samen ab Mitte März am Zimmerfenster vornehmen oder ab Mitte April auf ein Freilandbeet. Samen leicht andrücken, nicht bedecken. Mit der Keimung ist innerhalb von 14 bis 21 Tagen zu rechnen. Zehn Zentimeter große Pflanzen werden in einem Abstand von 30x30 Zentimeter ausgepflanzt. Bei Trockenheit muss gegossen werden und im April und nach der Haupternte sollte gedüngt werden. Anhäufeln im Herbst verhütet ein Auswintern.

Ernte und Wintervorrat
Blätter und junge Triebe finden vor der Blüte Verwendung. Der Wintervorrat wird bei Blühbeginn geschnitten, die Blätter werden abgestreift und im Schatten getrocknet. Trockengut bewahrt seine Würzkraft in gut schließenden Gefäßen bis zur nächsten Ernte.

Küchenkraut
Der bitter-strenge Geschmack und eine gewisse Giftigkeit gebieten Vorsicht. Sparsam angewendet passt die Raute zu milden Blattsalaten, Tomatensalat, Spinat, Aalsuppe und anderem Kochfisch, zu Fleischgerichten, Wild, Kräutersoßen, Soßen usw. Ein Zweiglein mit etwa fünf Blättern, in eine Flasche mit Wein gesteckt, aromatisiert den Wein (Weinraute!).

Heilanwendung
Viele gute Eigenschaften schreibt die Volksmedizin der Raute zu; doch in größeren Mengen ist sie schädlich bis giftig. Rautentee soll Nerven und Herz stärken, Schlaf und Verdauung fördern. Kenner bezeichnen die Droge als Anti-Stressmittel. Äußerlich ist sie anzuwenden bei Augenerkrankungen und zur Erhaltung der Sehkraft (Augenraute!). Täglich bis zwei Tassen Tee bleiben ohne Nebenwirkung. Hierzu ein Teelöffel voll Blätter mit einem viertel Liter Wasser überbrühen. Ein frisches Blatt im Mund zerkaut, nimmt den vom Magen kommenden Mundgeruch.