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Kartoffelsolanum tuberosum Nachtschattengewächs Kartoffeln gab es bis vor wenigen Jahrzehnten in einer kaum überblickbaren, regional und geschmacklich differenzierten Mannigfaltigkeit. Die alten Sorten - über 1.000 waren es Anfang des Jahrhunderts, immerhin noch mehrere Hundert in den 60er Jahren - boten (neben einer großen Farb- und Formenvielfalt) auch einen Reichtum geschmacklicher Nuancen, der mit Worten - "cremig, würzig, sahnig, herb, erdig, buttrig und nussig" - nur ganz und gar unzulänglich zu beschreiben ist. Als Speisekartoffeln handelsüblich sind nurmehr etwa 4 bis 5 für die Großproduktion geeignete Sorten, und was sich von ihnen in puncto Geschmack bestenfalls sagen ließe, wäre, dass sie auf denjenigen von Abfüllmaschineneinrichtern, Logistikkostensenkern, Lagerregaloptimierern, Tütenpürreeerzeugern und "Hauptsache-iss-billig-und-macht-satt"-Konsumenten hin optimiert wurden. Wir haben in den letzten Jahren - eher spaßeshalber und auf juristischen Schleichwegen - eine ansehnliche Anzahl von alten Sorten angebaut und vermehrt. Man darf die Ernte (zur Vermeidung lebensmittel- und saatgutrechtlicher Ungesetzlichkeiten) nur "für die Vitrine" und als Speisekartoffel weitergeben. So haben wir aus einzelnen Kartoffeln, die wir Auge für Auge vermehrt haben, eine Menge gewonnen, die schnell über die Eigenversorgung hinaus ging. Zwar lagen die Preise - schon aufgrund der sortentypisch handarbeitsintensiven Kultur nach biologisch-dynamischen Gesichtspunkten - noch immer unübersehbar oberhalb heutiger Kartoffelpreislagen. Sie sind jedoch schon jetzt den Preisen für Grundnahrungsmittel um einen weiteren, deutlichen Schritt näher gekommen als denen von Delikatessen (obwohl Grundnahrungsmittel dieser Art natürlich Delikatessen sind: Sie zählen zu den langentbehrten "einfachen Genüssen", was niemand bestreiten wird, der sie einmal nur mit einem Stück wirklich "Guter Butter" aß). Nicht zugelassene SortenWir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die von uns erworbenen Kartoffeln nur für die Vitrine bestimmt waren. Zur Aussaat und Vermehrung haben wir die seltenen Knollen nicht angeboten (denn dann wären sie Pflanzgut, was sie aber nicht sein dürfen), zur Verspeisung darf man sie auch nicht anbieten (denn dann wären sie Speisekartoffeln, was sie aber infolge mangelnder Sortenreinheit und fehlender einheitlicher Kocheigenschaften auch nicht sein dürfen). Wenn Du eine Knolle solcher nicht zugelassener Sorten hast, lass sie daher weder in einen Kochtopf noch in ein gut vorbereitetes Kartoffelbeet fallen - letzteres vor allem dann nicht, wenn Du sie einige Wochen vor dem Legen zwischen den Augen geteilt haben solltest, denn dann wachsen noch viel mehr daraus, und das darf nicht geschehen! |